Der fünfte Abend war stark von den Ereignissen der vergangen Woche geprägt.
Erstmal wurde sich jeweils bei den anderen entschuldigt. Verlegenes Schweigen.
Natürlich, wir sind alle einander fremd, aber dennoch haben wir inzwischen einige sehr private Momente miteinander erlebt.
Dr. Oetting wollte erst mal wissen, wie es uns nach dem Training in der vergangen Woche so gehe.
Unterm Strich musste jeder zugeben, dass er begriffen hatte, was der Coach bezwecken wollte. Unsere Wut, unser Stress und unsere Aggression helfen weder uns selbst, noch irgendjemand anderem. Im Grunde verschärft dieses Verhalten die Lage noch.
Beispiel: Wenn meine Kollegen hinter mir stehen, alle auf einmal, weil sie wissen wollen, stimmt der Kassenabschluss, dann herrscht Anspannung. Wenn ich sie verscheuche, verursacht das noch mehr Anspannung und deren Neugier wird größer. Ich bin unter stress, ebenso die bislang eigentlich entspannten kollegen.
Oder: Mein Lebensgefährte, wenns solchen gibt/gäbe. Er ist angespannt von der Arbeit, nicht gesprächig. Muss seinen Stress von der Arbeit verarbeiten. Ich verfalle in Schweigen, gebe karge Antworten. Auch dies nutzt keinem. Es verstärkt den Stressimpuls beim anderen. Der andere verkrampft u. versperrt sich noch mehr….
Stress, Wut und Aggression nutzt niemandem.
Nun sollten wir uns, anhand der Aggressionsmuster von vor zwei Wochen neu einschätzen.
Vergeltung
Abwehr
Erlangung
Lust
Lena
Marie
Walter
Christopher
Joachim
Joachim
Marco
Marco
Sylke
Christopher
Christopher
ICH
ICH
Das war die Ursprüngliche Einschätzung!!!!!
Jetzt die Neue:
Vergeltung
Abwehr
Erlangung
Lust
Walther
Christopher
Marie
Marco
Joachim
Sylke
Lena
ICH
Eigentlich werden wir einfach nur dann wütend u. gestresst, wenn wir uns unter Druck gesetzt fühlen. In welcher Art auch immer. Aber dieser Stress, nutzt der uns dann wirklich was??
Der Abend hatte aber noch ein anderes Ziel. Wir hatten wieder Fragebögen für unser Umfeld bekommen. Dieser war ebenfalls sehr persönlich u. individuell erarbeitet worden.
Mein persönliches Ergebnis:
Jeder, auch die Menschen, die mich in stressigen/aggressiven momenten erleben, schätzen an mir meine absolute Ehrlichkeit. Ich rede nicht lange drum herum. Ich zeige, wenn mir etwas nicht passt. Man weiß stets genau, woran man bei mir ist.
Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Bei menschen, die das begriffen haben, gibt es kein Problem. Die nehmen mein Verhalten als Chance an. Überspielen meinen barschen Ton und geben mir meine „5 Minuten“ des Dampf-Ablassens. Das wäre der Idealfall. Dann wüsste jeder „Das passt Andrea gerade nicht“ und durch das ignorieren meiner Emotion ist das ganze schnell wieder gegessen.
Aber so sind die meisten Menschen nicht und ich kann auch nicht erwarten, dass sie so sind. Drum muss ich lernen, einfach ne Sekunde, bevor ich „explodiere“ zu überlegen: „Was bringt mir und meinem Umfeld diese Reaktion jetzt?“ Denn um ehrlich zu sein. Es bringt einfach niemandem was. Das ist Fakt. Ich rege mich unnötig auf, die anderen sind unnötig gekränkt und Streit ist vorprogrammiert der sich dann in ein Schneeballsystem verwandelt.
Das kann man vermeiden.
Mein Ziel ist es, ehe ich reagiere, erst mal bis 3 zu zählen. Klingt völlig doof, ich weiß. Aber das ist nun meine Wochenaufgabe. Ehe ich reagiere, zähle ich in Gedanken 1, 2, 3. Dann kann ich loslegen.
Bis heute, es ist Montag abend, also der 16.02. bin ich nicht einmal ausgerastet. Vielleicht ist ja was wahres dran!