Heute ist kein Gerede auf dem Plan, sonder körperliche Aktivität.
Da war ich natürlich gespannt.
Eigentlich dachte ich, wir würden irgendwelche Entspannungsübungen machen. Yoga, Energienfluss, so was eben.
Aber erstens kommt es anders, als man zweitens …
Wir sind also bewaffnet mit Sportklamotten in ner Sporthalle angetreten.
Der Trainer hat uns da auch schon erwartet.
Vorab kurz zusammengefasst: Solche Schmerzen und so ne Wut hab ich beim Sport noch nie empfunden wie an diesem Abend!!!!
Könnt mich immer noch über diesen Idioten aufregen. Sein Gebrüll und seine Methoden.
Andererseits, hat er einem auch interessante Dinge vor augen geführt.
Ziel der gesamten Veranstaltung war es, uns unter Stress zu setzen. Uns wütend, aggressiv zu machen. Ich kann nur sagen, in meinem Fall ist es dem Coach echt gelungen.
Erste Übung: Liegestütz, aber nicht die „Mädchenvariante“ sondern die richtigen. Untrainiert wie die meisten von uns sind, war das natürlich gar net so einfach, vor allem wenn man 10 Stück in folge von uns erwartet.
Der Coach war da auch nicht wirklich eine Hilfe. „Warum wird das nichts“ „Sind wir dafür wohl zu schwach“ „Unfähig nenn ich so was“ – Solche Dinge rief er immer wieder.
Aber nicht nur in die Gruppe, sondern zum Teil auch namentlich.
Erste Wut stieg auf.
Weiter ging es, ohne große Pause mit einer Balanceübung. Halte den Fuß solange angewinkelt nach oben, bis man dir erlaubt ihn wieder runter zu lassen. Mit dem Trick sich einen festen Punkt im Raum zu suchen, hab ich diese Übung dann ganz gut gemeistert, aber der Gleichgewichtssinn der anderen war nicht so ausgeprägt.
Ähnliche Situation mit unserem Commander. „So ne leichte Sache und du stellst dich so an“ „Kann doch nicht sein, dass das so schwierig ist“
Und alles in einem unglaublich wütenden und abfälligen Ton.
Wir kamen uns mächtig mies vor.
Gleiches Spiel beim Thema Handstand. ICH und Handstand. Guter Scherz!
Dann eine „Gruppenübung“. Wir mussten uns gerade hinstellen, Beine auseinander und die Arme seitlich ausstrecken. Solange, bis man uns erlaubte, die Arme zu senken. Haken bei der Sache war, dass sobald einer von uns keine Kraft mehr hatte, bedeutete dies eine Verlängerung der Übung für die anderen.
Stimmung eh schon geladen, alle kaputt, wütend müde.
Ärger vorprogrammiert.
Mister Thrill-Coach uns weiter angebrüllt. Du kamst dir immer kleiner vor. Hattest nur ein Ziel: ICH MUSS DAS PACKEN.
Natürlich ist das Ziel nicht immer erreichbar. I-wann verlassen dich die Kräfte. I-wann werden die Arme schwer. Wieder einer die Arme nach unten… „So, dann verlängert es sich wieder für alle anderen!“ „Ich würde die Arme wieder heben, sonst dauert es für die anderen noch länger!“
Erst wurde es aggressiv dem Trainer gegenüber. D.h. so wie die Gruppe angesprochen wurde, kam es an ihn zurück. Doch nach und nach richtete sich die erschöpfte Wut gegen die Gruppe und jeder beschimpfte eigentlich jeden.
Habe noch nie erlebt, wie eigentlich „fremde Menschen“ so auf einander losgehen können.
Meine gute Erziehung lies wenigstens Krauftausdrücke ausbleiben, aber ich wurde auch innerlich so aggressiv, wenn dann, kaum glaubte man, gleich ists vorbei, wieder einer schlapp machte.
Nunja, keine Ahnung, wie lang die Übung gesamt dauerte. Ich weiß nur, dass ich am nächsten Tag meine Arme kaum heben konnte.
Irgendwann, während der Übung, als schon alle fast auf einander losgehen wollten u. jeder auf jeden wütend war, meinte der Trainer plötzlich: „Und jetzt erklärt mir dieser Haufen Dumpfbacken, der da vor mir ist mal, was es jedem einzelnen nützt, dass ihr wütend, aggressiv und beleidigend seit? Von jedem einzelnen will ich wissen, welchen Vorteil er daraus hat und ob es net besser wäre, miteinander zu arbeiten. Zu motivieren um das Trainingsziel so schnell wie möglich gemeinsam zu schaffen!“
Und er fragte wirklich jeden. Und keiner konnte ne vernünftige Antwort geben.
Nachdem niemand ihm eine Antwort geben konnte, warf er uns raus. „Die Veranstaltung ist beendet. Denkt über die Lektion nach!“